»Folk in de Werdschafd« 2020 / 2021
Erst mal Pause für „Folk in de Werdschafd-Saison“
Gut vernetzt in der lokalen Folkszene ist der Reichenbacher Rudi Roth. Er ist vor allem für seine Organisation der Konzerte des Odenwälder Kleinkunstvereins DoGuggschde zuständig. Alles was Rang und Namen in der regionalen und auch überregionalen Folkszene hat, hatte sich schon dank Roths Kontakte im Gasthaus Raupenstein in Winterkasten bei „Folk in de Werdschafd“ ein Stelldichein gegeben. Die Sitzplätze in dem gemütlichen Saal waren meist schon im Vorverkauf vergeben. Oft greift der Reichenbacher Musiker dabei selbst in die Saiten, nicht nur mit seiner Duo Partnerin von „Tullamore Two“, Carmen Schmidt, oder in der Formation „Kunert and Friends“ mit Peter Kunert. In beiden Gruppierungen dreht sich die Musik meist um Lieder und Melodien aus Irland, Schottland, England, Wales, Amerika, Australien und Europa. Neben traditionellen Folksongs und Tunes stehen folkige Lieder zeitgenössischer Folksänger und Liedermacher auf dem Programm. Auch Odenwälder Repertoire kommt dabei musikalisch und textlich nicht zu kurz.
Rudi Roth und Peter Kunert machen schon viele Jahre gemeinsam Folkmusik. In den 80er Jahren spielten sie mit der Gruppe "Pro Folk" bei Veranstaltungen der Bergsträßer Friedensbewegung. In den 90er Jahren musizierten sie jeden Sommer - gemeinsam mit den irischen 'local musicians' - im Pub auf Dowling's Camping Site in Glengarriff, County Cork, Ireland. Bei diesen gemeinsamen Irlandreisen entdeckten die beiden ihre Liebe für Land, Leute und Musik, für dunkles Bier, alte Folksongs und Balladen und für die Jigs, Reels, Airs, Polkas und Hornpipes der traditionellen irischen Musik. Peter erlernte das Spielen der Tin Whistles und der Uillean Pipes, eine Art Dudelsack. Rudi bearbeitet seitdem außer den unterschiedlichsten Saiteninstrumenten die Bodhran und die Traditional Music Spoons.
Bei aller Begeisterung für seine Musik ist auch Rudi Roth Corona bedingt erst einmal gezwungen zu pausieren. Dies sei für ihn zumindest wirtschaftlich keine Katastrophe, da er einen Beruf habe. Natürlich fehlten ihm die Auftritte mit anderen Musikern und die Begegnung mit dem Publikum. Leider könne er für die Spielzeit 2020/2021 im Moment nichts Konkretes sagen.
Die Fünf-Quadratmeter-Regel pro einer Person bedeute, so Rudi Roth, z.B. für den 90-Quadratmeter Saal in Winterkasten mit normalerweise 120 Sitzplätzen dass an Tischen ein Konzert mit bis zu 18 Zuhörern auf Sitzplätzen (bei Stehplätzen nur 9 Zuhörer - 1 Person pro 10 m²) bei Einhaltung weiterer Hygieneauflagen stattfinden dürfe. Selbst bei einer drei-Quadratmeter-pro-Person-Regel wären das nur 30 Gäste auf den 90 Quadratmetern- plus weiterer Auflagen. So macht das für Roth keinen Sinn, Konzerte zu veranstalten. Welche Regeln und Verbote von November 2020 bis April 2021 gelten, sei überhaupt noch nicht absehbar.
Hinzu komme, dass der Raupenstein wegen Krankheit leider sowieso geschlossen sei. So könne er momentan damit rechnen, dass in absehbarer Zeit die „Lieblingswirtschaft“ mit ihrem schönen Saal nicht zur Verfügung stehe. Ein anderer Veranstaltungsraum für die geplanten Konzerte sei nicht aufzutreiben, bedauert der Reichenbacher Musiker.
Dabei sei eigentlich schon vieles geplant. Fünf Konzerte seien von November 2020 bis April 2021 mit dem Wirt und mit den Musikern vereinbart. Ein weiteres Konzert sei für den November 2021 vorgesehen. Jetzt muss Roth gemeinsam mit allen Beteiligten überlegen, ob alles wieder abgesagt werden müsse. Er denke, eine Veröffentlichung zu der nächsten „Folk in de Werdschafd-Saison“ mache erst dann Sinn, wenn klar sei, ob diese überhaupt stattfinden könne.
So bleibt Rudi Roth nichts anderes übrig, als sich seiner Instrumentensammlung zu widmen. Gut 200 Saiteninstrumente umfasst diese beeindruckende Kollektion und beansprucht zwei komplette Räume im Hause Roth. Ordentlich dicht an dicht auf „Garderobegestellen“ aufgehängt, reihen sich die zahllosen Gitarren und Mandolinen mit unterschiedlichsten Formen und Saitenzahlen. Da befindet sich eine Ukulele in Nachbarschaft zu einer Waldzither, die mit einem Schlüssel gestimmt wird. Mandriolas (Mandolinen mit acht Saiten) sowie Mandolas (Mandolinen mit größerem Korpus – der portugiesischen Mandoline ähnlich) sind ebenso tolle Sammlerstücke wie Westerngitarren, klassische Gitarren und Gitarren deren Kunststoff- Korpusse wie echtes Holz aussehen. Die Waldzither darf natürlich nicht fehlen. Der Waldzitherverein schickt Rudi Roth immer eine Nachricht, wenn eine interessante Waldzither angeboten wird. Dieses lautenähnliche Zupfinstrument aus der Familie Kastenhalslauten wurde um 1900 in Thüringen entwickelt. Diese Instrumente haben, außer, dass sie ebenfalls mit Saiten ausgestattet sind, nichts mit den bei uns bekannten alpenländischen Kastenzithern zu tun. Zu allen seien Sammelstücken weiß Rudi Roth diverse Geschichten zu erzählen. Die meisten Stücke hat er auf Flohmärkten erstanden, aber auch Bekannte haben ihm das eine oder andere Teil vermittelt.
Eine beeindruckende Sammlung an Saiteninstrumenten hat Rudi Roth, selbst begeisterter Musiker, in Laufe der Jahre zusammengetragen und fein säuberlich geordnet in seinem Haus ausgestellt. koe/Foto: koe
Nicht alle seiner 200 Sammelstücke spielt Rudi Roth bei seinen Auftritten in verschiedenen Formationen, wie hier bei einem Konzert des Odenwälder Kleinkunstvereins DoGuggschde im Raupenstein in Winterkasten. koe/Foto: koe
An weitere Sammelstücke kommt Roth natürlich auch durch seine musikalischen Kontakte und durch Musikunterricht, den er gibt. So hat er Kurse für Anfänger im Lautertaler Jugendzentrum gegeben. Für seine Schüler hat er dann schon mal im Internet nach günstigen Instrumenten gesucht und das eine oder andere weitere Sammlerstück für sich entdeckt. Für Schulkinder hat Roth sogar größere Anzahl an Blockflöten erworben. Wegen der Corona-Krankheit sind jetzt keine Musikangebote in der Schulkinderbetreuung möglich. Wenn die Schule wieder anfange, gebe es erst mal keinen Musikunterricht. Auch im normalen Unterricht dürfe nicht gesungen werden, da die Tröpfchen, über die Krankheiten übertragen werden können, beim Sprechen und Singen – und nicht nur beim Husten und Nießen – durch die Luft fliegen. Deshalb möchte Roth, dass die Kinder jetzt wenigstens zuhause auf einer eigenen Blockflöte spielen und üben können. Er will die Marken-Blockflöten gerne den Kindern schenken, die noch keine eigene Blockflöte haben. Alle Kunststoff-Flöten hat er mit Spülmittel gespült sowie alle Mundstücke mit Flöten-Desinfektionsmittel desinfiziert. Interessenten können Rudi Roth unter 0175-3430750 oder 06254-1655 anrufen.
Autor: Walter Koepff, September 2020